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DJ einer Generation

DJ einer Generation

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Mine Öziri

Moguai schlendert gerne durch die Recklinghäuser Altstadt. In Marl geboren, Abitur am Freiherr-vom-Stein – Heimat bleibt Heimat.

Acht Jahre hat er direkt gegenüber vom Stadtgarten gelebt. Das Fotoshooting am Ruhrfestspielhaus für DJ Moguai: ein Heimspiel. Gerade ist er von seiner Tournee aus Nordamerika zurück. Clubs in Austin, Dallas, Atlanta haben ihn gebucht, damit er der Masse mit feinen Elektrobeats einheizt. Im Nachtleben der USA ist von Corona kaum noch etwas zu spüren. „Manchmal fühlen sich enge Umarmungen dann beklemmend an“, sagt er schmunzelnd. André Tegeler – wie Moguai eigentlich heißt –hat im Familienbetrieb eine Ausbildung zum Metzger gemacht und schlitterte mit Mitte 20 in seine Profimusikkarriere.

Nicht der Fame, sondern die Liebe am Auflegen und fürs Vinyl haben ihn angetrieben. So legte er auf Partys auf, die immer größer wurden. Heute blickt er auf legendäre Elektrofestivals wie Loveparade und Mayday zurück und hat mit Dimitri Vegas und Like Mike 2013 die Tomorrowland-Hymne „Mammoth“ produziert. Bei allem Jetset und Gigs in Clubs wie dem New Yorker Lavo oder dem Ushuaia auf Ibiza – er legt genau so gerne im Ratskeller in Recklinghausen oder im Mauibeach in Haltern am See auf. „Ganz egal: Da wo Menschen zusammenkommen, um zu feiern, geht es um Spaß. Dann wird alles andere unwichtig“, sagt er.

Klischees der DJ-Szene

Moguai ist lange im Business und hat die Karriere von Künstlern wie Avicii hautnah mitbekommen. Er selbst macht einen großen Bogen um Drogen, steht mit beiden Beinen fest im Leben. „Es geht mir nicht darum, der Moralapostel unter den DJs zu sein. Jeder muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Mich hat das einfach noch nie gereizt“, sagt er. Ohne in den Terminkalender schauen zu müssen, weiß er, dass er nach langer Zeit wieder im April im Ratskeller auflegen wird und im Sommer auch wieder in vielen Locations im Vest ist. Der „Sektor“ ist sein Zuhause. zeugt. Diese Haltung zeichnet ihn aus. „Da draußen gibt es viele talentierte junge Künstler.

Aber wenn ich das Gefühl habe, die sehen gleich aus und klingen auch so, frage ich mich, wer ist noch real.“ Damit meint er eine neue Generation von DJs, denen es mehr um die eigene Inszenierung und Reichweite auf Social Media oder Spotify geht als um die Musik – und fügt beruhigend hinzu: „Glücklicherweise sind nicht alle so.“ Sonst hätte er wohl kaum das Kölner „Moguai Management“ mit Stefanie Sauer gegründet, um Nachwuchs-DJs erfahren zur Seite zu stehen.

Folge dem Bauchgefühl

„Sets sind für den Moment, Musikproduktionen für die Ewigkeit“, überlegt er bei der Frage, was er am liebsten macht und antwortet dann mit einem Lächeln: „Livegigs bleiben meine absolute Nummer eins. Hier verschmilzt alles: das Publikum, die Musik, der DJ.“ Wer 25 Jahre erfolgreich ist, an dem gehen Trends nicht vorbei. Für Moguai zählt, was zu ihm passt. „Go with your Gut“, sagt der Ami, und meint „Hör auf dein Bauchgefühl“. So hat er seinen Umgang mit neuen Stilrichtungen in der Musik gefunden. „Wenn sich etwas gut anfühlt und zu mir passt, cool.“ Ansonsten nein. Zahlen interessieren den DJ nicht. Alter, Geld oder Klicks – „nichts davon sagt etwas über Qualität oder Talent aus“, ist er überzeugt.

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