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Beruflich angekommen
Foto: Volker Beushausen

Beruflich angekommen

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Ramona Vauseweh

Quereinsteiger und mit Herzblut bei der Sache: Vor fünf Jahren sattelte Nico Treder um und unterrichtet seitdem an der Paul-Gerhard-Hauptschule.

Es wird gefeilt, gelötet und es fallen Späne. In den Unterrichtsstunden von Nico Treder geht’s lebhaft zu. Praktisches Arbeiten ist dem Technik-Lehrer der Paul-Gerhard-Schule wichtig. Der 39-Jährige möchte seine Schülerinnen und Schüler fit machen für die Zukunft: „In der Schule werden sie in Watte gepackt – dann kommt der Sprung ins kalte Wasser.“ Darauf möchte Nico Treder rechtzeitig vorbereiten. „Es können später nicht alle Influencerin oder Youtuber werden, wie sich das die meisten so vorstellen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. In der Arbeitswelt gehe es deutlich rauer zu als in der Schule: Pünktlichkeit und Ausdauer seien Voraussetzung, Fehlverhalten werde sanktioniert – „wer Mist baut, ist ganz schnell wieder raus aus dem Betrieb!“

Quereinsteiger

Wenn’s um die Berufswelt geht, weiß Nico Treder genau, wovon er spricht. Er hat zwei Ausbildungen abgeschlossen. Dreieinhalb Jahre zum Einzelhandelskaufmann – „aber der Job gefiel mir nicht!“ Die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker war sein Ding. In diesem Beruf hat er mehrere Jahre gearbeitet, seinen Meister gemacht und selbst ausgebildet. Dabei hat er festgestellt: „Die jungen Leute bringen immer weniger Kenntnisse mit!“ Sein Gedanke: Um jungen Menschen beim Einstieg in die Arbeitswelt zu helfen, müsse man zeitig ansetzen. Nicht erst in der Berufsschule. „Dann habe ich von einem Bekannten erfahren: An den Hauptschulen werden Quereinsteiger gesucht.“ Nach einer Kontaktaufnahme mit Schulleiter Volkmar Schäpers bewarb sich der Handwerksmeister auf die Stelle als Techniklehrer an der Paul-Gerhard-Hauptschule (PGS): „Ich konnte mich gegen die anderen Kandidaten durchsetzen.“

Zunächst bekam Nico Treder einen Jahresvertrag. In dieser Zeit musste er neben dem Unterrichten an einer sogenannten Praktischen Einführung teilnehmen: „Man lernt, wie man Unterricht vorbereitet, Noten vergibt und vieles mehr und muss Unterrichtsstunden vorführen.“ Inzwischen ist er seit mehr als vier Jahren fest angestellt und glücklich in seinem neuen Beruf. Zwar verdient er als Quereinsteiger knapp 1000 Euro weniger als die verbeamteten Kollegen. Dafür war er schnell drin im Job. „Mein Bruder hat auf Lehramt studiert – ihn hatte ich zwischenzeitlich auf dem Weg in den Lehrberuf überholt.“ Was der zweifache Vater besonders genießt: „Die Work-Life-Balance stimmt!“ Die Schulstunden liegen zwar fest. Die übrige Arbeit lässt sich frei einteilen. Zeit für die sechsjährige Mia und den dreijährigen Bo. „Unterricht vorbereiten kann ich am Abend, wenn die Kinder schlafen!“

Spaß am Unterricht

Neben seinem Hauptfach Technik unterrichtet Nico Treder Physik, Chemie und Mathematik. Dass die Schulen der Stadt digital gut aufgestellt sind, freut ihn. Er nutzt diese neuen Möglichkeiten oft. Es gebe viele gute Programme, die für Bildungseinrichtungen kostenlos seien. „Damit lassen sich Schaltpläne aufbauen, Prozessoren programmieren, Programmsprachen schreiben.“ Im erweiterten Ganztagsangebot der PGS bietet Nico Treder außerdem Aktivitäten jenseits des Lernstoffes an. Als begeisterter Hobbysportler beispielsweise Kurse im Fitnessraum der Schule oder eine Reparatur-AG in der schuleigenen Fahrradwerkstatt. Beruflich fühlt sich Nico Treder angekommen: „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich bis ins hohe Alter unterrichten werde.“ Der schönste Lohn für ihn dabei: „Wenn ich sehe, der Groschen ist gefallen und die Schüler haben Spaß am Unterricht – da gehe ich mit breiter Brust nach Hause!“

Info
Paul-Gerhardt-Hauptschule

http://www.pgs-o-e.de/

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