Die Biobrüder

Christoph und Elmar Heimann machen vor, wie Landwirtschaft heute geht. Grüner Strom, Gemüse und Fleisch in Bio-Qualität zeichnen ihr Konzept aus.

Hunderte rosarote Schweinchen liegen tiefenentspannt in goldenen Strohbergen. Die großzügigen Ställe sind weit und hell. Zu einer Seite offen, herrscht hier eine Idylle, die nicht nur Tiere entzückt. „Das kann man wunderbar auf sich wirken lassen, oder?“, sagt Christoph Heimann in seinem Showroom-Büro mit Panoramablick auf den Sauenstall. Er ist der einer der beiden „Biobrüder“ und hat seinen Betrieb in Recklinghausen. Hier dreht sich alles um regionales Gemüse und glückliche Ferkel – zertifiziert durch Bioland. Bei Bruder Elmar Heimann am Standort Waltrop dreht sich alles um die Ernährung für die Tiere.

Frische Luft und Transparenz

„Als mein Bruder Elmar und ich vor sechs Jahren entschieden, dass die konventionelle Landwirtschaft für uns keine Option mehr ist, wussten wir gleich, dass wir die Sache komplett rund denken wollten.“ Also haben sie Fortbildungen besucht und Geld investiert, um den elterlichen Hof neu zu gestalten – vor drei Jahren kam die offizielle Zertifizierung. „Wir verfolgen ein nachhaltiges Konzept. Unsere Ferkel haben das Dreifache an Platz, und unsere Betriebe bilden einen Kreislauf“, sagt Christoph Heimann. Das „offene Konzept“ kommt so nicht nur den Sauen zugute: „Bioland heißt Transparenz – von unseren Partnerbetrieben, an die wir unsere Ferkel verkaufen, über unsere Schlachter bis hin zu Lieferanten stehen wir unter ständiger gegenseitiger Kontrolle. Das ist Teil der Gesamtidee“, erklärt Christoph Heimann.

Auch persönlich steht das Glück der Tiere im Fokus. „Die Ferkel transportiere ich selbst, nur so weiß ich, dass es ihnen wirklich gut geht.“ Im Tierschutz sind die Heimann-Brüder Premium zertifiziert. „Das höchste, was man offiziell so erhalten kann“, erklärt Christoph Heimann. Kein Wunder, dass die Zuchtsauen zufrieden grunzen. Im Schnitt leben sie bis zu fünf Jahre auf dem Hof der Brüder, mehr als doppelt so lang wie in konventionellen Betrieben. Der Stall ist blitzsauber. „Eigentlich sind Schweine nämlich sehr reinliche Tiere. Im Schlamm suhlen sie sich nur aus pragmatischen Gründen, um sich im Sommer abzukühlen“, erklärt Christoph Heimann.

Futter aus Waltrop

Innovativ ist auch das Heimann‘sche Futterkonzept „Die Fruchtfolge im Ackerbau fungiert als „Müsli“ und dient als ausgewogene Ernährung für die Tiere. Die Grünpflanzen werten unsere Böden auf. Nach der Ernte werden sie verfüttert oder gehen als Restprodukte in die die Erzeugung unserer erneuerbaren Energie, wo sie als Dünger herauskommen und somit quasi wieder in die Erde zurück gelangen“, erklärt Elmar Heimann – der Biobruder, der seit 2010 seine Biogasanlage in Waltrop betreibt. Im Zuge der Ökoumstellung haben die Biobrüder auch die Stromproduktion bedacht. „Unsere Anlage umfasst drei Gärbehälter plus einen betonierten Container, den wir überwiegend mit betriebseigenem Schweinemist, Kleegras und Ackergrünresten befüllen“, erläutert Elmar Heimann.

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Den Einsatz von Silomais haben sie auf 20 Prozent reduziert, das sei wesentlich ökologischer. „Beton-Kuh“ wird der Container auch liebevoll genannt, dahinter verbirgt sich eine ausgeklügelte Technik aus Doppelstromgenerator, Wärmetechnik und Transportsystem – zertifizierter Öko-Strom für knapp 500 Haushalte. Auch die eigene Infrastruktur läuft zunehmend im Kreislauf. „Die Antriebe des Firmenwagens und E-Radladers, den wir zum Ausmisten nutzten, werden überwiegend aus unserer Photovoltaikanlage gespeist“, verrät Elmar Heimann. Zudem achten die Brüder auf Konsequenz und kurze Wege. Städteübergreifend bewirtschaften sie so gemeinsam ihre Flächen zwischen Recklinghausen, Waltrop, Oer-Erkenschwick, Datteln und Castrop-Rauxel und tragen so mehr Nachhaltigkeit in unsere Region.