1,5 Millionen Euro hat die Kulturstiftung der Sparkasse in vier Jahrzehnten ausgeschüttet. Sie fördert Projekte von Rang in Recklinghausen und macht Kunst und Kultur für die Menschen erlebbar.
So wertvoll die Institution, so sperrig wirkt ihr voller Name: „Stiftung der Stadtsparkasse Recklinghausen zur Förderung von Kunst und Kultur sowie der Heimatpflege und Heimatkunde auf dem Gebiet der Stadt Recklinghausen“. Die namensgebende Stadtsparkasse ist zwar längst zur Sparkasse Vest fusioniert – der Stifterwille bleibt. Was wird konkret gefördert? Ein Grundsatz ist der Gedanke, herausragende Projekte zu ermöglichen, die über die Stadt hinaus strahlen und den guten Ruf Recklinghausens in der Kulturszene pflegen. „Die Stiftung ist aber kein Selbstzweck, sondern dient dazu, generationsübergreifend Kunst und Kultur für die Menschen dieser Stadt erlebbar zu machen“, sagt Bürgermeister Christoph Tesche. Wichtig ist, dass die ausgeschütteten Mittel nicht im allgemeinen Kulturhaushalt landen dürfen, sondern immer zur Realisierung konkreter Projekte vergeben werden. „Bei der Entscheidungsfindung gibt es ein enges Zusammenspiel zwischen Politik und Stiftungsgremien – das macht auch die Besetzung des Kuratoriums deutlich, in dem die jeweiligen Bürgermeister als geborene Vorsitzende verankert sind“, erklärt Dirk van Buer, Vorstandsmitglied der Sparkassen-Kulturstiftung. Dieses Konstrukt hat es ermöglicht, über einzelne Akzente hinaus auch kontinuierliche Linien zu fördern: „Die Stiftung hat maßgeblich dazu beigetragen, wichtige kunst- und kulturhistorische Achsen zu entwickeln und fortzuführen“, erklärt Bürgermeister Tesche, der zugleich Kulturdezernent der Stadt ist.
Vom „jungen westen“ zum alten Glockenspiel
Eine dieser Achsen ist der Kunstpreis „junger westen“ – der erste nach dem Zweiten Weltkrieg neu ausgelobte bedeutende Kunstpreis Deutschlands. 1948 gestiftet im Ansinnen, nach der NS-Zeit wieder Anschluss an die Kunst der Moderne zu finden. Der Förderpreis hat dazu beigetragen, Recklinghausen auf der Karte zeitgenössischer moderner Kunst in Deutschland zu verorten und wird seit den 1980er Jahren maßgeblich von der Kulturstiftung unterstützt. Unter den Preisträgern sind Weltstars wie der junge Gerhard Richter (1967) ebenso wie aufstrebende Künstler, für die der mit 20.000 Euro dotierte Förderpreis oft als Initialzündung einer internationalen Karriere wirkt. Eng damit verknüpft ist die jährliche Kunstausstellung der Ruhrfestspiele als zweiter Förderschwerpunkt. „Die dritte Achse ist die Kunst im öffentlichen Raum“, erklärt Christoph Tesche. Eins der größten Förderprojekte war die Kuppel im Kreisverkehr von Danuta Karsten (2011), anfangs verkannt, heute wohl eines der markantesten Kunstwerke im Stadtraum. Genauso präsent ist das Glockenspiel am Altstadtmarkt: An der Stelle der historischen Rathäuser erinnert es an die Entwicklung Recklinghausens von der Hanse- zur Industrie- und Dienst leistungsstadt – und entspricht so dem Stiftungszweck Heimatpflege. Gefördert wurden auch soziokulturelle Projekte wie der „Garten der Religionen“ in Stuckenbusch, der als Ort der Begegnung den interreligiösen Dialog voranbringt.
Von Zwetschgen und Stein-Stelen
Zum Jubiläum macht die Sparkassenstiftung ihrer Stadt gleich zwei Geschenke im Wert von 230.000 Euro: Am Stadthafen wird Leon Franken für die Installation „iron & stone“ aus den umliegenden Betonflächen Löcher ausstanzen, diese als „grüne Inseln“ bepflanzen und die Steinkreise zu einer Stele auftürmen, die vier Meter aus dem Wasser ragt. Am Wickingplatz werden die „Blauen Lippen“ der Slowenin Maruša Sagadin einen provokativ-poetischen Blickfang in Form einer riesigen Zwetschge schaffen. Für eine fachkundige Auswahl sorgten zwei international und regional besetzte Jury-Runden unter Vorsitz von Dr. Nico Anklam, Leiter der städtischen Museen. Denn förderwürdig sind natürlich auch Objekte, an denen sich die Geschmäcker scheiden. Oder, wie Christoph Tesche sagt: „Im positiven Sinne fördert die Stiftung einen Diskurs über Kunst in der Stadt.“
Königswall 33
45657 Recklinghausen