Zum Inhalt springen
Ökologischer Hochwasserschutz
Blick auf den neuen Deich (links) und den alten Deich direkt rechts daneben im Bauabschnitt Nord 1. Blickrichtung Osten, Nähe Oelder Weg. Hier kann der Lippe aus Gründen des Hochwasserschutzes nicht viel mehr Raum gegeben werden. Blickt man weiter nach hinten, erkennt man, dass dort der neue Deich weiter von der Lippe entfernt steht und später in dem Bereich eine schöne Auenfläche entstehen kann. I Foto: Team Vermessung/EGLV

Ökologischer Hochwasserschutz

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Claudia Schneider

Der Deichneubau zwischen Haltern-Lippramsdorf und Marl (HaLiMa) ist bald fertig. Zukünftig entstehen hier neue Lippeauen, in denen Tiere und Pflanzen wertvolle Lebensräume finden werden.

Die Lippe ist ein typischer Flachlandfluss mit geringem Gefälle und vergleichsweise geringer Niedrigwasserführung. Bei Starkregen kann die Wassermenge aber um ein Vielfaches ansteigen. Darum ist der Hochwasserschutz auch an der Lippe extrem wichtig ist. Zumal dort, wo sie durch stark besiedelte Gebiete fließt. Der Lippeverband, der sich um den Erhalt und die Sauberkeit der Lippe kümmert, hat den Hochwasserschutz in der ehemaligen Bergbauregion stets im Blick. Bereits 2016 startete das Projekt „HaLiMa“: Es werden neue Deiche im Hinter­land gebaut, der alte Deich wird abgetragen, und es entsteht Platz für eine 60 Hektar große Lippeaue. 95 Millionen Euro werden investiert – ein Drittel zahlt das Land NRW, zwei Drittel übernimmt das Bergbauunternehmen RAG. Das gehört zu den Ewigkeitskosten: Hinter den Deichen erstrecken sich weite Poldergebiete, teilweise bis zu 14 Meter abgesackt durch die Folgen des Steinkohlebergbaus. Hier muss die Landschaft für immer künstlich entwässert werden.

Deich rückt ins Hinterland

Derzeit verlaufen in Haltern an der Lippe zwei Deichstrecken parallel zueinander. Der Deichneubau steht kurz vor dem Abschluss. Westlich des Oelder Wegs erstreckt sich das sogenannte Baugebiet Nord II, das in diesem Frühjahr begonnen wurde. Zwischen den Lippe-Kilometern 43,1 und 44,4 wird der Deich bis zu 200 Meter weit zurück ins Hinterland verlegt, um eine 17 Hektar große Auenlandschaft zu schaffen. Der je nach Wasserstand überflutende Bereich bietet Tier- und Pflanzen­arten einen wichtigen Lebensraum, dient aber auch dem Hochwasserschutz – Wasser darf sich hier schadlos ausbreiten. Die neu entstehende, über einen Kilometer lange Deichstrecke wird mit bis zu sieben Metern Höhe zwar ähnlich hoch wie der Bestandsdeich, fügt sich aber durch ihre sanft ansteigenden Deichseiten harmonischer ins Landschaftsbild ein. Darüber dürften sich auch Touristinnen und Touristen freuen, die NRW über die Römer-Lippe-Route erkunden. Der beliebte Radfernweg führt nach Abschluss der Gesamtmaßnahme über den neuen Deich und bietet einen eindrucksvollen Weitblick.

Baumaterial kommt per Schiff

Für die neuen Deiche nördlich und südlich der Lippe mit einer Gesamtlänge von 5,6 Kilometern mussten Tonnen an Baumaterial herbeigeschafft werden. Damit die Anwohner möglichst wenig belästigt werden und der Transport so klimafreundlich wie möglich abläuft, hat sich der Lippeverband etwas einfallen lassen: Der überwiegende Teil der Bodenmassen wird per Schiff angeliefert. Die Transportschiffe legen am eigens für die Baumaßnahme errichteten Nordanleger des Wesel-Datteln- Kanals an; dann geht es per Lkw weiter Richtung Baufeld. Für die Tonnen an Altdeichmaterial gibt es ebenfalls eine logistisch sinnvolle und nachhaltige Lösung: Der Lippeverband nutzt das Material des alten Deichs zur Modellage der Aue. Der Bestandsdeich wird dazu ab dem kommenden Jahr komplett abgetragen und mit zur Auengestaltung genutzt. In dem ab 2022 anstehenden Baulos werden mit sandigen Böden verschieden hohe und somit wechselhaft feuchte Auenareale gestaltet. So entsteht ein neuer Lebensraum, der für eine lebendige Lippe unverzichtbar ist.

Info
Emscher Lippe Genossenschaft Verband (EGLV)

www.eglv.de/

Artikel teilen:

Mehr aus Ihrem Vest: